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Mera Peak mit seiner steilen Nordwand
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Mera Peak 6.471 m

09.10. - 05.11.2004 / südliches Solu Khumbu / oberstes Hongu-Becken - Nepal

Kartenausschnitt - geographische Lage: 27°42′00″N 86°52′00″E

Kurzbeschreibung 4 Wochentour / Expedition

Besonderheit: Allein begangen - nur Bergführer und Sherpas an meiner Seite

Einer der schönsten Touren im Himalaya, wo bei Gipfelerfolg und bei gutem Wetter einen sensationellen Blick auf sage und schreibe fünf der berühmten 8000er-Gipfel: Mount Everest, Makalu, Lhotse, Kangchenjunga und Cho Oyu hat. Ausgangspunkt der insgesamt 4 Wochentour war Frankfurt/a. M., mit Flug über Bahrain, Abu Dhabi und schließlich Kathmandu. Weiter mit Inlandsflug nach Lukla, der Ausgangspunkt für die großen Expeditionen wie z. Bsp. die Everestbesteigung. Ab da begann das wirkliche Abenteuer mit Ziel Mera Peak und ursprünglich auch mit Island Peak (siehe ausführliche Beschreibung). Ausschließlich Übernachtung im Zelt für die nächsten Tage, Kondition für 10 Stunden Tagesmärsche und mehr, Kälteunempfindlich in der Nacht (im Hochlager -25°) und Proviant - Versorgung auf einfachster Grundlage stellen eine große Herausforderung an Geist und Seele dar. Ab Basislager ist der Umgang mit Gletscherausrüstung Vorraussetzung für den Erfolg. Nur mit der richtigen Einstellung und Vorbereitung hinterlässt die Tour einen unvergesslichen Eindruck für den Rest seines Lebens, VERSPROCHEN!

Empfehlung: Organisation der Expedition über www.maya-travels.de

 

Bergwertung Höhenmeter Ausgangspunkt Unterkunft
Kondition sehr anstrengend Gesamt 3.611 Hm Lukla 2.860 m unterwegs Zelt

Schwierigkeit technisch einfach

Gehzeiten 8-10 Std. täglich Inlandsflug von Kathmandu nach Lukla Einkehrmöglichkeiten

Wege/ Anlagen gut

Tourdokumente / Packliste Hotel in Kathmandu Maya-Guesthouse unterwegs Teehäuser

Ausführliche Beschreibung dieser Tour: "Was für ein Abenteuer!" Tagebuchdokumentation - Achtung: lang zu lesen!

Bitte einzelne Kraftausdrücke in der folgenden Dokumentation vernachlässigen :-)

Tag 1 / 10.10.2004 / Kathmandu (ca. 1.350m über NN)

Schon zu Beginn der Reise lief einiges nicht nach Plan! Angefangen hatte es mit meiner Vorbereitung - was brauche ich und was nehme ich mit? Typisch Andreas hatte ich mein Gepäck nicht sonderlich gut verpackt und musste mich mit einigen Kilo Mehrgewicht herumschlagen. Bei der Gepäckaufgabe am Frankfurter Flughafen wurde mir unmissverständlich klar gemacht, dass mein "Handgepäck" (55Liter Rucksack) doch zu gross und zu schwer sei. Und das vor versammelter Schlange am Schalter, super! Ich musste also meinen Seesack (ca.18kg) und mein Rucksack (ca.10kg) als volles Gepäckgut aufgeben. Was, soviel ich gehört habe, recht teuer sein soll (mehr kg = 37,-€) . . . mir schwante schon einiges. Doch vorerst hatte ich alles in Kathmandu problemlos erhalten. Ob da noch eine Rechnung beim Abflug kommt? (Anmerkung Autor: noch einmal mit dem blauen Auge davon gekommen - bis heute keine Nachberechnung :-) ) Na jedenfalls bis mit meine Fototasche und der Fleecejacke bewaffnet war alles "weg". Nichts zu Essen oder zu Trinken dabei; sehr ärgerlich, da ich wie schon vermutet habe, alles wieder im Duty Free Shop nachkaufen musste ... und das ist teuer! Grummel....

Die Flüge waren in Ordnung. In Bahrein (erstes mal umsteigen) wäre ich beinahe in einem falschen Anschlussflug nach Abu Dhabi gestiegen. Die Zeit passte, nur die Flugnummer nicht! Ich entschloss mich doch noch einmal zur Anzeigetafel zu gehen und siehe da - der Flug mit der richtigen Flugnummer. Man denkt eigentlich, so ein Mist dürfte doch nicht passieren, aber Gottverlassen allein auf weiter Ebene... da stellt man sich doch schon mal ziemlich blöd an.

In Abu Dhabi und Bahrein ist mächtig was los, zumindest was ich aus der Luft beobachten konnte. Taghell die Städte (Nachtankünfte) und am Flughafen alles pingelig sauber. Im krassen Gegensatz zu Kathmandu (unfassbar....aber dazu später mehr). Im letzten Flieger nach Kathmandu waren fast nur noch Franzosen und Engländer, keine Deutschen. Da kommt man sich doch richtig verlassen vor, aber dafür steigt die Spannung - was erwartet einen in Nepal, schaffst du das alles?

Wie vereinbart holten mich Mitarbeiter vom Hotel "Maya-Guesthouse" ab. 2 Träger schnappten sich mein Gepäck und führten mich zum Taxi. Die beiden wollten doch glatt 20,- USD Trinkgeld haben (nur die Träger!!! - für 20 m tragen) Auch nach einigen hin und her habe ich mich nicht breitschlagen lassen sondern 10,- USD für alle Begrüßungszeremonien locker gemacht. Ein Mitarbeiter wollte ja auch noch was für das Schild mit Namen hochhalten und Hello sagen bekommen - Dufte Typen!

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Auf der Fahrt vom Flughafen ins Hotel

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Hotel Maya-Guesthouse Innenhof

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Blick vom Dach des Hotel in Richtung Hauptstrasse und Schreinerei im Nachbargrundstück

Zu meiner großen Überraschung konnte der Hotelmanager ein wenig Deutsch ... Klasse, fühlte man sich doch gleich wieder wie zu Hause und im Nachhinein entpuppte sich der Aspekt zum großen Vorteil. Alles Sauber und Ordentlich hier, Bad mit warmen Wasser !!! Gleich geduscht - super! (Anmerkung Autor: das sollte für lange Zeit die letzte warme Dusche werden). Das Essen ist Klasse und auf Europäische Bedürfnisse angepasst.

Aber der Hammer ist Kathmandu !!! So etwas habe ich noch nicht erlebt. Man hatte mich schon vorgewarnt, ich sollte keinen "westlichen" Maßstab ansetzen ... aber das ist wie im Irrenhaus! Abgesehen vom Linksverkehr fahren und machen die Leute alles was sie wollen; und ein Dreck ist das überall! Ich dachte, ich bin in den übelsten Slams der Welt. So etwas habe ich noch nicht erlebt, überall Müll und Abwasser, die Häuser (Häuser?) stürzen wahrscheinlich alle gleich ein - Dreck ohne Ende! Nichts für schwache Gemüter. Leider hatte ich vergessen vor lauter Aufregung auf den Auslöser der Kamera zu drücken, will dies aber am Abreisetag nachholen (in 4 Wochen - was für eine Ewigkeit noch).

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Ausrüstungscheck im Hotelzimmer

Meinen Bergführer (Pasang) traf ich dann später im Hotel, wirkt sympathisch, junger Kerl und kann genauso "gut" Englisch wie ich, daher verstehen wir uns super :-) Nein, es geht schon, wir können uns gut verständigen. Beim Check meiner Ausrüstung hat er aber festgestellt, dass wir noch zukaufen müssen. 50m Seil - das wusste ich - aber dann noch Eisschrauben, Schneeanker und andere Kleinigkeiten. Mit dem Taxi ging es wieder quer durch die Stadt, über Hinterstrassen - dort war es noch einen Zacken schärfer ... so ordentlich und sauber.... wie können die Menschen nur so leben? Sie bieten alles mögliche zum Essen und Trinken an....ich glaube, da würde ich mich vergiften. Naja, Dank meiner heiligen Vorräte lassen wir das lieber.

Morgen geht es nun zum Inlandflughafen in Richtung Lukla - der Ausgangspunkt für die Tour. Oh je, da geht´s zur Sache. Ich hoffe doch, dass ich alles gut und heil überstehe - und wichtig: das ich die Berge mit den schwierigen Pässen bewältige! Das wird schon !

Tag 2 / Montag 11.10.2004 Lukla (2.860m)

Wir sind in Lukla gelandet und wie ich erfahren hatte mit viel Glück. Im Hotel in Kathmandu war ein Reisepärchen aus Deutschland, sie warteten schon den dritten Tag auf den Abflug. Wegen des schlechten Wetters war es nicht möglich hier in Lukla zu landen. Die Piste hier ist schon recht ordentlich aber eigentlich viel zu kurz, eigentlich... Der Flug war heute super, wir wurden ab und zu mal so richtig durchgeschüttelt. In einer zweimotorigen Twinotter der Yeti-Airline saßen ein paar verrückte Hühner, die konnten sich nicht beruhigen und haben immer wieder herum gequiekt wenn wir wieder mal ein Luftloch durchflogen ... typisch! Der Flug dauerte nur etwa 40 Minuten und hatte eine Flughöhe von ca. 3500m. Da konnte ich gleich meine Uhr mit Höhenmeter überprüfen!

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Anflug auf Lukla

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Blick vom Hotel auf den Flughafen

Normalerweise wollten wir heute gleich weiter nach Chutanga, aber der Bergführer hatte es nicht geschafft alles Proviant zu besorgen. So habe ich mehr oder weniger den ganzen Tag in Lukla vergammelt. Wir sind in einem "Hotel" gleich neben dem Flughafen einquartiert.

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Viel zu sehen gibt es hier nicht, ein Armeestützpunkt mit zahlreichen Soldaten, einige Touristenstände mit allerlei Krimskrams. Hier habe ich auch den Rest meiner Crew kennengelernt. Sie sind zu Fuß von Kathmandu nach Lukla gelaufen. Alles im allen waren wir 4 Sherpas, 2 Köche, 1 Bergführer und mit meiner Wenigkeit 8 Personen zusammen!

Bis jetzt habe ich auch keine Probleme mit meiner Gesundheit, alles Bestens - kein Durchfall oder andere Wehwehchen. So, jetzt muss ich aber Schluss machen für heute, ich kann bei der Beleuchtung kaum noch was sehen. Irgendwie wird das schon sehr mickrige Licht (20 Watt Glühbirne?) immer dunkler! Da wird wohl im Keller keiner mehr im Laufrad strampeln? Hihi

Tag 3 / Dienstag 12.10.2004 18:30 Chutanga ca. 3400m

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Lukla - Dorf Ausgang  / Auf dem Weg nach Chutanga

Heute kann ich nicht so viel schreiben, alles stockfinster im Zelt, nur meine Stirnlampe ermöglicht dies jetzt noch. Von Lukla nach Chutanga. Der Weg führte durch Rhododendrenwälder Bergauf und Bergab. Unterwegs kamen mir einige Bergsteiger entgegen, wahrscheinlich Deutsche. Sie hatten u.a. Sachen vom DAV an und als ich in ihre Gesichter schaute war ich schon etwas besorgt. Gequälte Gesichtsausdrücke und von der Sonne verbrannte Haut. Ich wollte sie eigentlich nach dem üblichen Namaste oder Hello ansprechen aber sie machten mir nicht den Eindruck auf ein Gespräche und rauschten mehr oder weniger Kommentarlos an mir vorbei... Hmm...? Wir sind jetzt auf ca. 3.400m. Ein sch... Wetter hatten wir heute Abend, Gewitter und Regen ohne Ende. Zum Glück hatten wir rechtzeitig unser Camp aufgeschlagen. Eine Schweinekälte ist das, alles Nass, Feucht und Klamm ist das, ich werde wohl heute mit Sachen schlafen. Gefühlte 1 oder 2 Grad über Null sind es bloß und meine Uhr gibt mir Recht.

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kurze Rast mit Pasang links und einem Teil meiner Sherpas rechts

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Auf dem Weg nach Chutanga

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Ankunft Chutanga

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Lageraufbau

Leider ist mir heute ein Missgeschick passiert. Ich hatte mein Eispickel zu nah an meiner aufblasbaren Isomatte festgebunden. Und nun hat die blöde Spitze ein Loch in die Matte geritzt ... toll toll toll !!! Ich merkte dies aber erst nach mehrmaligen versuchen die Matte mit Luft zu füllen und glaubte schon an neue und noch nicht dokumentierte Auswirkungen der Höhenkrankheit beim Endlospusten! Ich hoffe aber, dass dies nicht weiter Folgen hat, denn der Isolationseffekt bei einer laschen Matte ist ja eher gleich Null. Gesundheitlich geht´s mir gut, keine Anzeichen einer Krankheit. Das Essen was die Jungs da hinzaubern ist Klasse, mit viel Knobi (hehe), ich muffle bestimmt saumäßig.

Oben hat es schon geschneit, jenseits der 4.000 / Morgen wird ein harter Tag, über den Zatra La Pass, ich glaube der ist doch ca. 4.600m hoch (Bammel...) Na dann Gute Nacht! Bis Morgen....

Tag 4 / Mittwoch 13.10.2004 Abends Thuli Kharka ca. 4.200m

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Beim Aufstieg zum Zatra La Pass ein Blick zurück nach Lukla

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Aufstiegsroute zum Zatra La Pass 4.590m

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Passhöhe erreicht

Mann, was für ein Tag, ich bin für heute total am Ende. Es ging steil Bergauf zum Pass auf nur (der erste) ca. 4.500m und war froh den Pass hinter mir zu haben ... aber nein, dann kam noch so ein sch...Ding / ca. 4.600m. Irre steil (ich hoffe auf den Fotos kann man das gut erkennen)! Auf dem Pass bin ich einer Truppe junger Schotten begegnet, sie sind auf dem Rückweg vom Mera Peak gekommen. Ein kurzer Austausch vom Fotoapparat und wir sind ins Gespräch gekommen. Einige haben es nicht geschafft, zu erschöpft und die Höhenkrankheit hatte ihnen zugesetzt (aha...). Sie waren aber ganz cool drauf und als sie merkten das ich aus Deutschland kam konnten sie es nicht lassen einige Witze über die "Krauts" zu machen :-) Einige konnten sogar etwas Deutsch... noch ein Bier, ich habe Durst, Oktoberfest (aja...) Wir haben aber alle dann uns schön verabschiedet und uns alles mögliche gewünscht und nur gefeixt (will wohl besser nicht wissen was der Inhalt der Wünsche waren)... einer der bisher lustigsten Momente der Tour. Und das alles auf 4.600m...ok!

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Teehaus unterhalb der Passhöhe mit Abstieg nach Thuli Kharka

Kurz unterhalb der Passüberschreitung hatten wir eine Teepause gemacht, im Steinhaus / Finsternisse wie im Bärenarsch und trotz offenes Feuer sehr kalt. Eine junge Nepalesin hatte uns heissen Tee zubereitet und ich habe ihr angesehen das sie ebenfalls gefroren hat. Und da konnte ich, wie bei vielen Einheimischen, die schlechte und dürftige Bekleidung sehen. Da gab ich ihr spontan meine Unterhandschuhe für die Zubereitung, die sie dankbar annahm. Obwohl ich sie dann später bestimmt gut gebrauchen könnte habe ich es nicht übers Herz gebracht ihr die Handschuhe danach wieder abzunehmen. Mit einem unglaublichen Lächeln nahm sie das Geschenk dankbar an.

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Oberhalb der Wolkengrenze - Blick auf Thuli Kharka ca. 4.200m - das Zeltlager als gelbe Punkte zu sehen

Heute Abend hatte ich mich noch einmal aus meinem schönen und warmen Schlafsack herausquälen müssen, nur um dem Toilettenzelt kurz Hallo zu sagen... Für die ganze Aktion bis hin zum einmummeln in den Schlafsack hatte ich wohl mehr als 15 Minuten gebraucht. Nur um die Stiefel an und auszuziehen habe ich mich fast zu Tode erschöpft. Das kann man sich nicht vorstellen, welche Mühe der ganze Zirkus hier oben macht, Sachen an und wieder aus.... Ab morgen werde ich den Trick mit der Pinkelflasche machen und mir den Gang in die Eiseskälte ersparen! Und kalt war das in der vergangen Nacht, ca. -5° hatten wir, oh mir war vielleicht kalt ... und heute Nacht wird es wohl nicht besser werden. Sobald die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist wird es unglaublich mit einem Schlag kalt. Wenn du da nicht bereits im Schlafsack bist... na dann!!!! Morgen geht es wieder Bergab ins Flusstal, Abstieg bis auf ca. 3.400m. Scheiss Abstiege immer wieder....Ich bin echt fertig mit der Welt, erschöpft und kalt (heul) ... will nach Hause :-(

Tag 5 / Donnerstag 14.10.2004 Abends im Flusstal / Kote ca. 3.400m

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kurz nach Aufbruch aus dem Zeltlager hinab ins Tal fing es an mit schneien

Nach meinen Berechnungen durfte es heute nur Bergab gehen, aber frage nicht wie! Und von wegen nur Bergab, es ging hoch und runter den ganzen Tag. Es ist echt ermüdend gewesen und dazu hat es geschneit und später den ganzen Weg nur geregnet. Ich hatte es so satt gehabt !!! Durchgeweicht und durchgefroren bis auf die Knochen.

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Auf dem Weg nach Kote / Sherpa "Restaurant" für eine Mahlzeit - einer der wenigen Momente ohne Niederschlag

Klar habe ich Wetterschutzsachen, aber ewig halten die den Regen auch nicht auf. Zwar habe ich noch ein "Ganzkörperkondom", aber das sch... Ding lag ganz unten im Seesack den die Träger transportierten. Ich hatte gehofft das es nicht so doll wird ... denkste! Mittlerweile sind fast alle Klamotten klamm. Super Gefühl! Man, wie ich eine heiße Dusche vermisse und ein warmes Bett (Jammer) und ich bin ganz allein im Zelt! Oh man, und wehe du musst mal zur Frau Lange-Bergriesen (Toilette gross :-)) / Zwar gibt es ein Toilettenzelt aber nicht was ich dachte ist inside. Da ist nur ein Loch von ca. 10 x 10 cm Loch gebuddelt, sonst nichts. Ich musste es heute ausprobieren, leider. Es ist wirklich eine Herausforderung für jeden zivilisierten Menschen!

Die Jungs von der Küche geben sich wirklich jeden Tag Mühe, jeden Tag was neues Kochen. Sogar Pommes Frites und Popcorn gab´s schon, Cremesuppe und und und...aber eins haben die Gerichte alle gemeinsam: very very much Knobi / ich stinke bestimmt aus jeder Pore, weil ich das ja so besonders liebe. Aber das ist dir dann Sch... egal. Konnte mich seit Tagen nur mit dem Waschlappen reinigen, naja....besser als nichts. Wird dir aber mit der Zeit auch total egal, wie man sich doch so "anpassen" kann. Viele Leute habe ich schon kennengelernt, sind viele Franzosen und Engländern, echt lustig. Die meisten versuchen "nur" den Mera Peak zu knacken und dann gehts wieder zurück nach Lukla. Hmm... soll ich neidisch dreinschaun? Jedenfalls runzeln sie die Stirn als sie von meinen Plänen erfahren. Mera Peak  - Amphu Laptsa Pass - Island Peak und dann die Runde herum nach Lukla. ...and you are alone? Ist die zweite Frage... ja ja, könnte mich ja selbst etwas bedauern. Aber was soll's, heute habe ich, nachdem der sch.... Regen vorbei war, den Berg Mera Peak zum ersten mal live gesehen... ist der verdammt hoch!!! Mein Bergführer feixte nur. Was soll ich davon nur halten?

Fazit nach einigen Tagen. sehr sehr anstrengend! Und es hat gerade mal angefangen (insgeheim zähle ich schon die Tage)

Tag 6 / Freitag 15.10.2004 Abends im Zelt / Tangnang 4.200m

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Am Morgen nach dem Regen bei schönstem Wetter der erste Blick auf den Mera Peak

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Auf dem Weg nach Tangnag  - im Hintergrund ein Sechstausender als ständiger Begleiter

Heute gab´s nichts besonderes. Der Weg ging fast nur in einem Flussbett entlang. Eigentlich easy (Gott, wenn ich rülpsen muss ... oh man, was für eine Kobi-Nepal Fahne...übel taumelnd) Was mir am meisten zusetzt ist die verdammte Kälte! Sobald die Sonne weg ist wird es saukalt. Ich bin total ausgekühlt! Da helfen auch keine dicken Sachen mehr. Man muss sich das so vorstellen: Du stehst bei -10° einfach nur still da und wartest, mal sehen was passiert So ähnlich geht es mir fast jede Nacht bzw. wenn wir am Lager angekommen sind und uns für die Nacht vorbereiten... Brrr! Zum Glück gibt es bis jetzt immer noch Einheimische, die in ihren Stein-Holz-Plastikplanenhütten ein Feuer haben wo ich mich kurz aufwärmen kann. Trotzdem, dass hilft nicht viel, Shit !

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Tangnang mit Blickrichtung Talaufwärts weiter nach Khare

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Tangnang auf ca. 4.200m

Jeden Morgen, zumindest bis jetzt, kommt der !6 Uhr! Tee, es ist echt ne Qual da aufzustehen. Meistens geht es dann so gegen 8 Uhr los. Morgen geht's nun zur Sache, fast 5.000m hoch zum nächsten Lager. Nun, dann gute Nacht. Aber nach diesem Tag haben wir dann einen Rasttag ... Yeah !

Tag 7 / Samstag 16.10.2004 wieder Abends im Zelt / Basislager Khare 4.905m

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Ankunft im Basislager Khare - eine Stärkung mit Tee

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mit Blick auf den Mera Peak

Wow, fast 5.000m über dem Meeresspiegel! Mir geht es prächtig, keine gesundheitlichen Einschränkungen. Der Weg war auch sehr angenehm und von der Landschaft konnte man auch endlich was sehen. Die Berge ringsherum, einfach unglaublich! Auch mit dem Wetter hatten wir so richtig Schwein, Sonne pur und angenehm war ist das hier. Nur in der Nacht herrschte die beißende Kälte.

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... ich mal mach ein Foto von mir im Schlafsack (gezeichnet durch die Höhe und Kälte leicht aufgedunsen)

 - sieht bestimmt lustig aus! Und das Beste ist: Morgen ist Rasttag! mal sehen wie es mit dem Schlafen auf dieser Höhe ist.

Tag 8 / Sonntag 17.10.2004 Abends im Zelt / Khare 4.905m - RASTTAG

Ein super Tag heute, den ganzen Tag hatten wir Sonnenschein. Wie zu erwarten konnte ich schlecht einschlafen in der Nacht, so ca. 2 Uhr vielleicht erst. Wenn man bedenkt, dass ich so im Schlafsack liege...und wehe du musst noch einmal raus in der Nacht! Das gleicht wirklich einer Katastrophe! Ich habe das einmal gemacht und dann nie wieder. Einfache Lösung - siehe Tag 4 :-)

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meine Zeltunterkunft (links) seit schon einigen Tagen

Heute waren wir zu einen Akklimatisierungsgang schnell mal auf einen 5.200m hohen Aussichtsberg gleich neben dem Basislager. Ich habe mich prächtig gefühlt! Ich hoffe es bleibt auch so (3 x schnell auf Holz...au mein Kopf). Morgens geht es dann nun richtig zur Sache (wieder einmal). Wir gehen zum Gletscher und steigen zum Hochcamp auf ca. 5.600m auf und übernachten dort. Dann ist Gipfelsturmtag!!! Oh oh, dass muss einfach klappen!

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Unglaublicher Blick auf den Mera Peak

Das Basislager ist gerammelt voll. Neben mir liegt so eine Italy-Gang, Franzosen, Engländer und meine zuvor getroffenen Ösis irgendwo dazwischen. Deutsche? Fehlanzeige! Ich würde gern mal heiss duschen und meine Haare waschen. Habe zwar immer mein Wollmütze, Basecape oder mein geilen Jungle-Hut auf, aber sauberer werden sie davon nicht. Doch das ist nicht so einfach hier... naja, ich bin hier zum Glück nicht das einzige Stinktier :-) Oder mal was richtiges Essen...was würde ich dafür geben! Bei solchen Gedanken ertappe ich mich, dass ich gern wieder nach hause fahren will. Natürlich nicht ohne meine Berge bestiegen zu haben. Was wird wohl in der Firma sein, ob Carola (Anmerkung Autor: meine fleissige Mitarbeiterin) die Sache im Griff hat? Ich denke jeden Tag daran. Aber am meisten fehlt mir meine kleine Pino! Ich kann es kaum erwarten, sie wieder in den Arm zu nehmen!!! Und was machen die anderen Freunde jetzt gerade? 17:19 Uhr Ortszeit - das heißt -5,45 Stunden abziehen.... Naja, der Lange (Thomas) wird wohl wieder zu Tisch sein wie es immer so schön heißt....zu Tisch, so was blödes, am Mittagstisch oder so heißt das! Hmm... so eine lecker Pizza oder schöne Bratkartoffeln mit Spiegelei . . .  HEUL !!! Ich will auch zu Tisch !!!

Tag 9 / Montag 18.10.2004 / Hochlager Mera Peak ca. 6.100m

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Auf dem Weg ins Hochlager ein Blick zurück ins Tal

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Tagesziel  - das Hochlager als kleine Steinkuppe mitten auf dem Gletscher - noch ein weiter Weg

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Einstieg in den Gletscher - dank der Höhe mittlerweile sehr anstrengend und kräftezehrend

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Auf dem Weg zum Mera La Pass - voraus die Italienische Gruppe

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Mera La Pass auf ca. 5.400m - voraus das Hochlager und der Gipfel des Mera Peak

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Ankunft Hochlager

Der härteste Tag in meinem Leben ! ! ! Ich bin kaum in der Lage ein paar Zeilen niederzuschreiben. Ich bin total erschöpft, nur mit Mühe konnte ich etwas Essen bzw. etwas Trinken. Selbst der abendliche Höhepunkt . . . meine heiligen Vorräte zu knabbern (BIFI) fällt mir unendlich schwer! Keine Ahnung was morgen wird! Vor Erschöpfung musste ich heulen wie ein Schlosshund. Schon der Gedanke daran, dass ich all meine Freunde wiedersehe ... ich kann mich kaum beruhigen...total am Ende!

Was für eine schöne Gegend ist das hier. Habe heute auch schon den Berg aller Berge (Mount Everest) gesehen. Aber das interessiert mich glaub heute nicht mehr. Bye und es soll wohl bis -20° und kälter werden in der Nacht, Scheisse !!!!

Tag 10 / Dienstag 19.10.2004 / Hochlager (Nachgeschrieben)

Heute morgen sollte der Start zum Gipfelsturm erfolgen... Nicht nur das ich kaum in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen... nein, hinzu kamen erste Anzeichen einer Höhenkrankheit, weswegen die Zeilen 2 Tage später nachgeschrieben wurden. Geschuldet ist dies wohl durch mein schnelles Tempo vom Basislager hinauf zum Hochcamp. Hatte alle überholt, die Rechnung kam aber dann später prompt!

Mir platzte schier der Kopf, höllische Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erschöpfungszustand... Zum Glück hatte ich zumindest etwas vorgesorgt und schmiss mir noch am selben Abend bei Ankunft im Hochlager 2 x Diamox ein, nächsten Tag gleich noch einmal. Das hatte dann etwas geholfen. Jedenfalls pünktlich in der Nacht 2:00 Uhr wollte mein Bergführer und der Koch (wir waren nur zu dritt aufgestiegen - der Rest der Bande blieb im Basislager) mich wecken um mich in die -25° (lt. Uhr - technisch zeigte sie nicht kälter an) kalte Nacht zum Aufstieg abzuholen. Ich lehnte aber ab und verschob den Gipfelsturm auf 24 Stunden später. Ich war nicht in der Lage einen Fuß vors Zelt zu setzen.

Ich habe vorher auch schon ein Entscheidung getroffen, die den restlichen Teil der Tour betraf. Tage zuvor hatte ich mich mit Pasang, meinem Bergführer, unterhalten. Insbesondere über den sehr schwierigen Pass Amphu Laptsa, ca. 6.000m hoch und der ist nicht ganz ohne. Er gilt als einer der schwierigsten Passübergänge im ganzen Himalaya. Das ist der Übergang zum Island Peak, der zweite 6tausender auf meiner Tour. Jedenfalls erzählte er mir, dass dieses Jahr schon mehrere Tote gegeben hat, die versucht haben ihn zu bewältigen. Der Schnee soll mehrere Meter tief bzw. hoch sein. Ein Schritt daneben und du landest im Nirgendwo! Der Pass hat eine steile Eiswand von ca. 250m tief !!! Das gab mir schon seit Tagen zu denken. Nicht nur um meine Gesundheit besorgt, auch die deren Anderen. Schließlich liegt die Entscheidung als Expeditionschef bei mir! Sollte ich etwa die Verantwortung tragen, wenn einer meiner Träger (die nun wirklich vom Bergsteigen keine Ahnung haben) abstürzt? Ich konnte in ihren Gesichtern die pure Angst ablesen, wenn nur das Wort Amphu Laptsa viel. Wenn wir den Pass sausen lassen muss ich auch den zweiten 6tausender fallen lassen. Er schließt sich direkt nach der Überquerung an. Ich meine, die Chance ihn zu bewältigen werde ich wohl in absehbarer Zeit nicht noch einmal bekommen. Doch schließlich viel mir die Entscheidung nicht schwer. Ich sagte den Pass ab und somit den Island Peak! Scheiss auf das Geld und den Erfolg, die Gipfelgebühr musste ich schon im voraus bezahlen. Aber ich meine, die Gesundheit geht vor, meiner und deren anderer!! Nicht auszumalen, wenn...

Pasang schaute erstmal ziemlich blöd, dass ich den Gipfelversuch absagte und dann auch noch den Pass mit dem Island Peak, aber das war mir in dieser Situation sch...egal. Auch heute, 2 Tage danach, bin ich mir sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Mag der eine oder andere davon halten was er will. Dieser soll erstmal in die gleiche Situation kommen, dann reden wir mal weiter.

Naja, die restliche Nacht war ein Albtraum für mich, nicht nur das es mir sehr schlecht ging, totale Erschöpfung spürte... nein das Übel wollte nicht weichen - es war irre-schweine-sau kalt !!! Es kann sich keiner ein Bild davon machen, wenn es draussen wie blöd stürmt, locker unter -25° ist und man hat sich im Zelt verkrochen, den Schlafsack (hält bis extreme -25° aus) um sich gewickelt, alles an Sachen angezogen was man hat... Es half nichts! Du bist mit dem Zittern nicht nachgekommen. Schon der Gedanke daran, sich von einer Seite zu anderen zu drehen ließ dich erschaudern. Das einzige: Du willst dich nicht bewegen! Es könnte ja sonst eventuell kalte Luft in den Schlafsack kommen oder es rieselt von deiner Atemluft Raureif auf dich herab. Das ganze Zelt war vereist! Ich versuchte dann doch noch einzuschlafen um mich etwas zu erholen.

Übrigens: der Mensch baut ab ca. 5.500m kontinuierlich ab. Irgendwann bist du tot, wenn du über die Grenze eine Zeitlang dich befindest. Wir waren weit darüber! Ich sagte den Pass ab, den zweiten Berg! Obwohl ich nicht einmal den ersten Berg geschafft habe. Kann sich jemand in meine Lage versetzen? Ich konnte nur hoffen und beten auf meine Willenskraft!

Der ganze zweite Tag im Hochlager war sehr öde, hatte kaum Kraft für irgendwas und lag die ganze Zeit nur im Zelt herum. Ab und zu schaute ich heraus und beobachtete die Italo-Gruppe, wie sie gerade vom Gipfel kam. Schon sehr dezimiert, hatten also nicht alle Mann und Frau geschafft... na das gab mir Hoffnung :-( Etwas später kam auch die France - Gruppe zurück. Auch sie waren ziemlich ausgedünnt! Mein Gott dachte ich, warum solltest DU gerade das schaffen? Der Zeitpunkt rückte immer näher und nochmal absagen hätte den Abbruch bedeutet! Jammer...ich schlief schlecht ein!

Tag 11 / Mittwoch 20.10.2004 / Hochlager Mera Peak GIPFELSTURM

Ich war kurz vor 01:00 Uhr aufgewacht, zum einen durch die Kälte (Bibber) und wahrscheinlich auch vor Aufregung. Mein Gott, ich musste es einfach schaffen! Es ist aber ein verdammt langer und später steiler Weg bis auf dem Gipfel. ...und immer noch diese verdammte Kälte!

Wieder das gleiche Szenario, 02:00 Uhr hieß es "aufwachen" und "anziehen" . . . ich hatte mich erst gar nicht ausgezogen, ihr Deppen (Sorry an meine Begleiter). Irgendwie ging es dann los mit dem GIPFELSTURM 03:00 Uhr. Wie wir 3 Mann uns gerade angeseilt hatten, stieg an uns eine andere Gruppe vorbei. Wir schlossen uns an, natürlich hinten dran und siehe da, meine Ösis waren auch da. Großes Hallo und Grüß Gott. Die sahen aber nicht besser aus als ich. Mir ging es zwar besser aber zu mehr als zum Kohlen hoch tragen war nicht drin - tolle Voraussetzung! Weiterhin war es schon normal eisig kalt und Stockfinster! Übrigens, ich hatte noch nie zuvor solch einen Sternenhimmel beobachten können, unglaublich was am Firmament zu beobachten war!

Wir trotteten dann alle los, mussten aber immer wieder anhalten. Der Sturm in der Nacht hatte die Aufstiegsspur zugeweht. Ein Schritt neben der Spur bedeutet bis zum Arsch in den Schnee versunken. Ein Wunder überhaupt, dass der wahrscheinlich sehr erfahrene erste Bergführer etwas gesehen hatte. Ab und zu konnte ich mit meiner Stirnlampe bis zu ihm leuchten und helfen. Ich glaube, meine Leuchte war sehr hell (danke an meinen Bruder - Geschenke machen Freude). Es ging vorbei an tiefen Gletscherspalten und Löchern im Eis, wo du kein Ende gesehen hast, auch nicht am Tage! Jedenfalls mussten wir mehrmals stoppen und warten bis es vorn weitergeht. Ich fluchte wie verrückt! Doch im Nachhinein hatten wir viel Glück, dass nichts passierte, die Spur war nicht breiter als 50cm. Ein Schritt zu weit rechts oder links ging es abwärts. Alles nur im Schneckentempo, ich keuchte um brummelte trotzdem. Warm werden vom gehen? Vergiss es, ich dachte schon meine Zehen sind lieber im Zelt geblieben...ich habe sie nicht mehr gespürt.

Mera Peak 6.471m Nepal - Berge-Hochtouren.de

Erstes Highlight war der Sonnenaufgang mit Blick auf eine Schneewechte auf ca. 6.200m, einfach überwältigend.

Bis dahin konnte ich fast den ganzen Weg immer mit meiner Stirnlampe ausleuchten, was hatten die anderen bloß auf dem Kopf gehabt, Kerzen? Nach und nach meldeten sich auch meine Zehen einzeln zurück, es schmerzte ungeheuerlich, wenn sich das Blut wieder in der Zehe angemeldet hat und meinte, ihr habt auch was zu tun. Ich glaube, die kleine Zehe rechts tat sich besonders schwer damit :-)

Mera Peak 6.471m Nepal - Berge-Hochtouren.de

Sonnenaufgang mit Blick auf Mount Everest, links

Auf einmal meldeten sich meine Österreichischen Freunde ab blieben stehen. Was war passiert? Im Nachhinein hatte ich erfahren, dass ein Mitglied der Gruppe unglaubliche Kopfschmerzen bekam (mit Sicherheit die Höhenkrankheit) und somit mehr oder weniger zusammenbrach und nicht weiter konnte. Wir gingen also in Zeitlupe weiter, schneller ging es nicht bei über 6.000m, kaum Luft zu bekommen (hechel hechel...) Es wurde auch zunehmend wärmer, nicht gerade kuschelig aber besser als nichts. Unglaublich, dass ich bis dahin mithalten konnte, war wohl auch besser so.

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Eine Traumkulisse beim Aufstieg - jedoch auch mit Gefahren - zahlreiche Spalten und steile Anstiege erfordern gerade in dieser Höhe höchste Aufmerksamkeit

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Fantastischer Blick auf den 3.höchsten Berg der Erde - der Kanchendzönga mit 8.586m in Indien - Entfernung ca. 100 km

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Wir kamen an der Gipfelpyramide an und ab jetzt wurde es richtig steil!

Auf Bildern sieht das vielleicht relativ harmlos aus, aber Leute, auf knapp 6.500m denkst du anders darüber . . . Oh je, schaffst du es? Ehrlich gesagt, ich hatte nur ein Ziel - nur hoch mit dir. Wie eine Kampfmaschine mit Steigklemme und Eispickel in der Hand ging es los. Und wie im Film bin ich oben angekommen! WAS?

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Zusammen mit meinem Bergführer Pasang rechts und unserem Koch standen wir zu dritt auf dem Gipfel

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JA, ICH HABE ES GESCHAFFT !!!

Unglaublich aber wahr, ich stand wahrscheinlich auf dem höchsten Punkt in meinem Leben (vertikal gesehen :-) ) Ich konnte es einfach nicht glauben und die Freude war grenzenlos bei mir. ich wusste gar nicht, was ich zuerst machen sollte ... erstmal alle umarmen und drücken und dann natürlich die Kamera, die hatte ich den ganzen Tag schon wie ein Schminkköfferchen vor mir hergetragen. Fotos schießen was das Zeug hielt. Wahnsinn, vier Achttausender vor deiner Nase: Mount Everest, Lhotse, Makalu, Cho Oyo und "hinten rechts" der Kangchenjunga in der Ferne - WAS FÜR EINE ATEMBERAUBENDE SICHT !!! Die anderen Berge ringsherum, wo du vorher dachtest, na ganz schön hoch die Burschis, lächerlich klein wirken sie jetzt. Ist schon ein hoher Brocken, der Mera Peak mit 6.471m !

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Gipfelblick - zum Greifen nahe - der Mount Everest 8.858m mit seinem gewaltigen Bergmassiv

Um nicht wieder herunter zu klettern, haben wir uns nach und nach abgeseilt. Mensch, wir waren nicht mal 15 Minuten oben, aber wir waren es!!! Yeah Yeah Yeah !!! Und siehe da, die Österreicher sind dann auch noch unterhalb der Kletterstelle angekommen, schnaufend und brummelt  das es immer weiter geht, wollten sie auch hoch. Leider hatten unsere Leute von der anderen Gruppe (wo kamen die eigentlich her?) die Fixseile und Schneeanker wieder eingepackt, so dass sie es ohne versuchen müssen - sie habe es aber auch geschafft! Alles andere wäre ja eine Blamage für sie gewesen. Nicht nur das die "German Group" sie während des Aufstieges überholt hatten, nein...und dann noch aufgeben? :-) Glückwunsch an meine Österreichischen Freunde!

Übrigens, wir waren im ganzen Lager als "DIE" Gruppe bekannt. "Where is the German Group?" Sie dachten wohl eine ganze Armee ist im Kommen, aber nein...klein und fein, zäh und bissig und immer grinsend! Meine Träger waren besonders stolz. Ja, WIR gehören zur Deutschen Gruppe! Das haben sie überall herum erzählt, niedlich :-)

Dann der endlose Abstieg, vorbei an vielen, vorher nicht gesehenen Spalten, zurück zum Hochlager. Ich musste mein Zelt ausräumen, was mir unendlich schwer fiel. Ich hätte mich am liebsten gleich wieder reingelegt um zu schlafen, ich war fix und foxi. Uns sind zwei Träger entgegengekommen um uns beim Abtransport in Basislager zu helfen. Ich konnte kaum noch laufen, Erschöpfung pur. Es war so, als würde ich neben mir stehen, war total seltsam. Das hatte ich vorher noch nicht erlebt, Erschöpfung und Übermüdung pur. Was ich sah und was ich gerade tat waren zweierlei Dinge. Wer läuft denn da eigentlich? Ach das bist ja du selbst und wo bin ich eigentlich? Das klingt wie ein Witz, ist aber auch sehr gefährlich. Im letzten Moment hast du dich noch zeitversetzt auf dem Weg gesehen und im nächsten liegst du unten im Schutthang. Danke Gehirn, dass du wenigstens den Überblick hattest :-)

Irgendwann sind wir wieder im Basislager, in Khare angekommen. Ich konnte es kaum erwarten in mein Zelt zu kriechen und zu schlafen. Habe auch gleich mich zu verstehen gegeben, dass ich weder irgendwelche Mahlzeiten (würg) oder sonstige Teezeremonien beiwohnen wollte. Ich habe jeglichen Verdacht ausgeräumt, dass ich scherze! Grimmig dreinschaun! Die Nacht war entgegen aller Hoffnungen auch wieder sehr kalt gewesen!

Tag 12 / Donnerstag 21.10.2004 / wieder angekommen Abends im Flusstal / Kote ca. 3.400m,

Wir sind bei schönstem Wetter abmarschiert in Richtung in Richtung Tal. Endlich wieder Vegetation und Düfte wie Gras und Sträucher. Alles was wir an 2 Aufstiegstagen mühsam erkämpft hatten gelang uns heute an einem Tag. Eigentlich nichts ungewöhnliches. Vorbei gekommen sind wir an einem buddhistischem Höhlenkloster.

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Mit Heiligbilder und zahlreichen Gebetszubehör. Auch ein Mönch hatte mich geweiht, mit Gebeten und zahlreichen Segnungen weitergeschickt, tolles Erlebnis!

Nun liege ich in meinem Zelt, die Kerze gleich heruntergebrannt / die war noch neu / und wieder bald glücklich in Richtung Lukla unterwegs zu sein. Gute Nacht (20:34 Uhr) kein Witz :-)

Tag 13 / Freitag 22.10.2004 / Abends Thuli Kharka ca. 4.200m

Diesmal hatte ich mehr Glück als beim Hinweg: kein Regen! Den das Nest Kote im Flusstal liegt mitten in einer Einflugschneise von Nebel und Wolken. Dennoch sehr feuchte Luft beim Aufstieg, quer durch dicke Wälder, die die feuchte Luft regelrecht aufsaugen. Das Resultat: Ich habe mich fast zu Tode geschwitzt, alles lief mir den Körper herunter, Klatschnass. Und wehe, du bist kurz stehengeblieben... da pfiff wieder ein kalter Wind und dir wurde wieder saukalt. Ich habe ein paar Fotos von den Wegen durch den Wald geschossen, ich hoffe sie werden was.

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unberührte Natur...

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...leider wie hier in Chutanga bereits nicht mehr - Raubbau an den natürlichen Holzvorräten und Mühlkippe - Spuren der aufkommenden Zivilisation

Das sah alles fantastisch aus, unberührte Natur. Aber trotzdem war der Weg wieder sehr anstrengend. Nach einer Rast an der Zwischenstation Mujang Peak Taktha ging es dann nur noch steil bergauf. Das war echt wieder Schwerstarbeit, mir steckten immer noch die kalten und hohen Nächte aus dem Hochlager in den Knochen. Doch irgendwie und irgendwann kommt man zum Glück schließlich an! Es versprach wieder eine eisige Nacht zu werden. Schon wie beim Hinweg zog sich das Lager mit Wolken zu und es wurde am Abend zunehmend kälter. Da hieß es wieder, schnell in den Schlafsack einwickeln und ruhig einschlafen. Morgen soll es wohl direkt nach Lukla durchgehen. Na mal sehen , was daraus wird :-) sleep well !

Tag 14 / Samstag 23.10.2004 / Lukla

Haben es also doch in einem Ritt geschafft, wieder am Ausgangspunkt der Reise angekommen. Bloß leider 14 Tage zu früh. Das ist nun das ganze Übel an der Geschichte. Dadurch, dass ich den Pass und somit auch den anderen Gipfel habe sausen lassen, habe ich nun Zeit im Überfluss. Was mache ich bloß damit? Noch mal Richtung Basecamp hoch zum Mount Everest? Hmm, eigentlich habe ich überhaupt keine Lust mehr, habe das Gehen langsam satt.

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die Chefin des Hotels in Lukla

Wir werden wahrscheinlich am 25.10. mit dem Flieger nach Kathmandu zurückdüsen. Endlich wieder duschen und rasieren, ich sehe auch wie ein vergammelter Aussätziger :-) Stinke am ganzen Leib und fühle mich nicht so richtig wohl in den verbrauchten Klamotten! Das "Hotel" ist wieder die gleiche Bretterbude. Da ist wohl mancher Knast besser ausgestattet, zumindest was die Zimmer betrifft. Und ganz Lukla ist heute ohne Strom, also kein Licht! Habe aber mir zum Glück eine Kerze besorgt und meine Stirnlampe tut auch ihre Dienste. Heute gab es BRATKARTOFFELN !!! Hmm, lecker, habe seit Tagen wieder richtig essen können. Bei der ganzen Tour habe ich bestimmt mehrere Kilos abgenommen, naja...auch nicht schlecht! Na mal sehen, was morgen so los ist in Lukla :-)

Tag 15 / Sonntag 24.10.2004 / Lukla

Heute ist so gut wie gar nichts passiert in Lukla. Außer das es wieder Strom gibt, so brauch ich wenigstens am Abend nicht mit der Stirnlampe auf die tolle Toilette des Hauses gehen, die sich als schickes Etagenklo für alle mausert. Habe auch angefangen, dass erste Buch zu lesen. Eigentlich wollte ich alles in Kathmandu wieder auspacken, aber die lange Weile ließ mich doch dann anders entscheiden. Morgen früh soll´s nun dann mit dem Flieger nach Kathmandu gehen. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder duschen, Haare waschen und saubere Klamotten anziehen. Am Abend sind wir dann zu dritt noch in eine Art Kneipe gegangen. Dort gab es Momo! Das ist so eine Art Spezialität in Nepal, gefüllte Maultaschen mit einer Art Hackfleisch und Gemüse. War höllisch scharf gewürzt und die Zubereitung sah nicht gerade einladend aus. Aber ich habe zumindest 2, 3 Stücke gegessen, war auch ganz lecker danach. Dann auch noch schnell zwei Postkarten vom Mera Peak gekauft und zurück gings ins Hotel. Die Trägermannschaft verließ wohl heute morgen schon sehr zeitig das Quartier, habe sie nicht mehr antreffen können. Gestern Abend hatte ich jeden Träger 15,-USD und den beiden Köchen 30,- USD gegeben. Pasang,  mein Bergführer, hatte von mir 50,- USD und ein Teil meiner zugekauften Ausrüstung. Wäre eh zu schwer wieder geworden für den Rückflug. Ob er es wirklich verdient hatte ist für mich nicht ganz eindeutig. Er ist zwar so recht freundlich und hilfsbereit, aber so richtig warm würden wir miteinander nicht werden. Naja, lass mal den Morgen rankommen. Gute Nacht!

Tag 16 / Montag 25.10.2004  Nachtrag zur Rücktour nach Kathmandu bis Tag 26 / Abreisetag Donnerstag 04.11.2004 

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Im Landeanflug nach Kathmandu

Der Flug zurück nach Kathmandu verlief wie geplant am Montag und bei herrlichen Sonnenschein landeten wir pünktlich in Kathmandu. Das erste nach Ankunft im Hotel war ein ausgiebiges Bad im heißem Wasser. Nicht mehr ganz nachvollziehbar, wie viel Zeit ich für die Entspannung im Bad benötigt hatte. Jedenfalls ein unglaublich erleichterndes Gefühl, wohlbehalten und gesund wieder im Hotel angekommen zu sein.

Um die Zeit bis zum Abflug nach Frankfurt zu überbrücken, hatte ich einige Touren nun in Kathmandu unternommen, unter anderem

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die Tempelanlage Pashupatinath, einer der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus,

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in die Altstadt von Kathmandu - Thamel mit seinen vielen touristischen Einrichtungen und kleinen Geschäften,

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Besuch der Stupa in Bodnath, einem Stadtteil von Kathmandu und einigen anderen Sehenswürdigkeiten.

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Meistens saß ich dann Abends im gemütlichen Stuhl auf meiner Dachterrasse des Hotels

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las meine Bücher oder genoss einfach die Aussicht auf die Berge.

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Eines der beeindruckendes Erlebnisse geht zu Ende, mit bleibenden Erinnerungen für den Rest meines Lebens!

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