Kurzbeschreibung 2 Tagestour / Tour über
Klettersteig Mitterkarjoch
Bei guten Wetterbedingungen,
keiner Neuschneelage und einigermaßen trockenen Felsgrat am Schlussanstieg
unterhalb des Gipfelkreuzes und oberhalb des Taschachgletschers ist diese Tour,
bis auf eine Schlüsselstelle, nicht wirklich schwierig. An dieser
Schlüsselstelle, kurz vor dem Einstieg des Klettersteigs am Mitterkarjoch – noch
vor dem quer gespannten Stahlseil über den Gletscherrest - wäre eine weitere
Sicherung mittels Kette oder Stahlseil nach unserer Meinung notwendig und würde
diese Stelle erheblich entschärfen. Der Klettersteig beginnt dann links nach
Querung des Mitterkarjochs mit einer 2 -3 m senkrechten Kletterstelle an Seilen
nach oben. Der gesamte Klettersteig ist mit guten Stahlseilen absolut
ausreichend gesichert und kein Problem. Oberhalb des Klettersteigs verläuft die
Tour in einer großen Rechtskurve über den Taschachferner mit einer Steigung von
bis zu 30°. Die Spalten sind gut zu sehen, der Weg über den Gletscher ist meist
gut gespurt und eigentlich problemlos. Der Schlussanstieg über den Felsgrat ist
bei etwas Umsicht nicht wirklich schwierig.Die Aussicht vom zweithöchsten Berg
von Österreich ist toll. Unterhalb die Gletscher von Taschachferner,
Rofenkarferner und Mittelbergferner. Grandiose Fernsicht bei klarem Wetter
aufgrund der Höhe und Dominanz der Wildspitze.
Eine Aufteilung auf 2 Tourentage mit Übernachtung
z. Bsp. in der Breslauer Hütte wird von uns empfohlen. Große Steinschlaggefahr
am Mitterkarjoch!!!
Bergwertung |
Höhenmeter 1.418 Hm |
Ausgangspunkt |
Hüttenwertung
|
Kondition normal - Ausrüstung beachten |
ab Vent-Stableinalm 2.356 m |
Vent / Ötztal 1.896 m |
Breslauer Hütte 2.840 m |
Schwierigkeit leicht bis mittel -
Klettersteigausrüstung |
Gehzeit Hütte 1,5-2 h 484 Hm |
bei Seilbahnbenützung bis
Vent-Stableinalm |
Zimmer und Betten gut |
Wege/ Anlagen gut - Gletscherausrüstung ! |
Gehzeit gesamt 5,5-6 h |
2.356 m |
Essen gut - Personal freundlich |
Ausführliche Beschreibung dieser Tour
1. Tag
Wir fuhren gemächlich nach dem Frühstück in
unserer Pension nahe Meran über den Timmelsjochpaß nach Vent, da wir am ersten
Tag ganz entspannt nur den Aufstieg zur Breslauer Hütte geplant hatten.

Die Fahrt auf dem Timmelsjochpaß bietet tolle
Einblicke in die umliegende Bergwelt, vorbei an Ober- und Hochgurgl. Den
bekannten Skiorten am Paß. Wir durchfuhren Vent ...

... bis zum Parkplatz der Talstation des Bergliftes
nach Stablein. Von hier brachte uns der Sessellift nach Stablein bis auf 2.365
Hm auf die Bergstation mit Restaurant. Vor unseren Augen baute sich riesig mit
3.406 Hm die Talleitspitze auf, die sich gut als
erstes Fotomotiv der Berge hier eignete.

Wir hatten mit der Ankunft
zeitlich etwas Pech, da der Lift zwischen 12:00 und 13:00 eine Pause einlegte.
Als mussten wir auf den Weiterbetrieb bis 13:00 Uhr warten.

Schließlich brachte uns der
Sessellift nach oben. Unterwegs blies eiskalter Wind und es wurde unangenehm
frisch bei der Bergfahrt. Als Tagesziel wollten wir heute lediglich die
Breslauer Hütte (2.844 Hm), die knapp 500 Hm über uns lag, erreichen.

Die ersten Meter wie üblich einlaufend, um auch
die Muskulatur zu erwärmen sahen wir vor uns den ...

... Urkundkolm (3.134 Hm) der uns den ganzen Weg
begleiten sollte.
Der Weg zur Hütte ist breit, gut
sichtbar, nicht zu verfehlen und beginnt kurz etwas steil über guten breiten
Bergpfad. Linker Hand begleiten uns die Guslarspitzen, im Rücken die
Talleitspitze und vor uns der Platteikogel. Dem Weg nach oben folgend nach einer
großen Rechtskurve, erblickten wir endlich die Breslauer Hütte auf einer Anhöhe.
Der Weg ist bis zum Fuße dieser Erhebung fast eben, um dann schließlich kurz vor
der Hütte zu sagen „Hallo spazieren ist woanders“.

Also geht es ab da die noch
fehlenden Hm (150 -200 Hm) nochmals zur Sache und auf guten Pfad nach oben. Die
Breslauer Hütte mit ihren Gebäuden nahte und wir sahen am Hauptgebäude immer
größer werdend die rot-weißen Fensterläden.

Noch eine letzte Steigung und wir
erreichten die Hütte. Die Sitzplätze auf der Veranda vor der Hütte waren trotz
der kühlen Temperaturen gut gefüllt. Wir betraten die Hütte und bezahlten am
Tresen unserer Nächtigung. Im Gespräch mit dem Personal erfuhren wir auch, dass
früh halb 6 und halb 7 gefrühstückt wird. Wir fanden es schon zeitig, aber der
Tag später zeigte, dass das völlig in Ordnung geht. Wir studierten die an der
Wand hängenden Karten, hielten Rücksprache mit dem Personal nach dem Zustand der
Route, den besonderen Punkten und wollten besonders über die Stelle am Mitterkarjoch etwas erfahren. Aber es hieß kein Problem. Naja…
Wir besichtigten anschließend kurz
unser 2-Mann-Zimmer. Einfach, nur 2 Betten, genial. Das ist in den Hütten die
komfortable absolute Spitze. Die Rucksäcke abgestellt, kurz frisch gemacht,
...

... einen Blick auf die Berge durch unser Fenster und
gleich in die warme Stube der Gastwirtschaft.

Die Wirtschaft war innen nur mäßig
mit Gästen besetzt und so konnten wir gleich eine warme, leckere
Speckknödelsuppe genießen. Ein paar Radler später legten wir uns schließlich bis
zum Abend in unsere Betten. Am Abend, draußen war es schon völlig dunkel, aßen
wir zu Abend. Kaum noch freie Plätze, viele, viele Bergfreunde und es raunte
vielsprachig durch den Gastraum. Wenn die früh alle zum Gipfel wollen, da heißt
es anstehen… Wir wurden nicht alt, legten uns zur Ruhe und bald klingelte unser
Wecker. Natürlich lagen wir schon länger wach. In den Hütten geht es hellhörig
zu und das Trippeln der vielen Füße begleitet einen die ganze Nacht.
2. Tag.
Heraus aus den Betten und hinein
in die Kühle des frühen Morgens. Waschen und zügig in die Wirtschaft. Es war
halb 6. Das morgendliche Ritual der Ausgabe des Frühstücks in der Breslauer
Hütte mutet wie ein Besuch in einer Jugendherberge an. In Schlange anstehen,
warten, 1 Tasse und Teller auf das Tablett, Kaffee aus großen Kannen
einschenken, 2 Scheiben Brot, etwas Aufstrich auf den Teller und dann einen
freien Platz an einem der Tische suchen. Gegen 6 waren wir fertig und packten
unsere Sachen zusammen.

Schnell noch den Hüttenschlafsack einpacken, einen
neuen Film in die Kamera und vor die Tür.

Es dämmerte gerade und es war merklich
frisch.
Vor uns vielleicht ein, zwei
Gruppen mit je 2-3 Bergfreunden. Es ging endlich los. Die Steine waren so zeitig
am Morgen noch mit Raureif bedeckt und entsprechend glatt. Der Weg beginnt am
Anfang im Flusstal des ehemaligen Gletschers lange relativ eben. Mit wenig
Steigung über gute Wege, später über kleine Steinplatten in Richtung Gipfel.

Sonnenaufgang, der Berg gegenüber erglühte in der
morgendlichen Sonne. Wir liefen im Halbdunkel und vor uns ein fast gleißendes
Rot. Die erste größere Steigung, nur ein paar Meter wirklich steil nach oben,
vorbei an kleinen Schneefeldern ...

... sahen wir in einer großen Rechtskurve schon den
Rest vom Gletscher am Mitterkarjoch.

Hinter uns die Gipfel vieler schneebedeckter
Berge.
Der Weg nicht mehr so klar sichtbar. Teilweise
kleineres Blockwerk und nur noch Steinschutt begleitete uns weiter. Aber das Mitterkarjoch ständig vor Augen.

Die letzten Meter über Steine, wir schnallten
unsere Steigeisen an.

Es ging ca. 30°steil rechter Hand vom Joch über
den Gletscher nach oben. In gerader Linie fast zu steil zum gehen, ging es in
kleinen Serpentinen nach oben.

Vor uns einige Bergfreunde, die den Übergang zum
Stahlseil suchten, das quer gespannt über den kleinen Gletscher unterhalb des
Jochs verläuft.
Sie versuchten es über die Felsen, unmöglich. Der
einzig mögliche Weg, verläuft unterhalb der Felsen und linker Hand 3-4 Meter
aufsteigend zum Stahlseil. Diese 3-4 Meter geht es steil über den Gletscher.

An dieser engen Stelle, treffen
die Gruppen von Bergfreunden aufeinander. Es kann immer nur einer aufsteigen.
Falls nur einer davon, auf dieser engen Steilstelle ohne Sicherungen ausrutscht
reißt er ein paar andere Bergsteiger beim Sturz mit. Endlich die Hand am
Stahlseil. Da es nur wenige Meter quer über den Hang sind (etwa 20-25 m) geht es
auch ohne Sicherungen.

Aber Vorsicht, es besteht große
Steinschlaggefahr und das direkt am Stahlseil in gerade Falllinie der
abstürzenden Steine. Wir waren gerade an der linken Seite am Felsen angekommen,
lehnten uns in die Wand, als sich über unseren Köpfen eine große Steinplatte
löste, mit Getöse an uns vorbeistürze, am Seil in viele Stücke zersprang und den
Hang hinunter polterte. Das war knapp. Helm auf, auch wenn dieser Stein sich
aufgrund der Größe wenig um den Helm geschert hätte. Mit den Steigeisen an den
Füssen, soweit wie möglich an den Felsen gelehnt, warteten wir an der
Steilstelle, dem ca. 2 - 3 m senkrechten Einstieg in den Klettersteig, bis wir
an die Reihe kamen. Bergfreund für Bergfreund stieg auf.

Vor mir ein älterer Mann, solo
unterwegs, der seine liebe Mühe an dieser Stelle hatte. Nachdem ich ihn von
hinten und unten fast hochhob, konnte er aufsteigen. Wenige Meter weiter konnte
ich ihn, nach kurzem Gespräch überholen. Der Klettersteig ist steil und mit den
Steigeisen an den Füssen keine Freude. Vor dem Einsteig fehlte die Möglichkeit
die Eisen abzuschnallen, da die Wartestelle, steil, vereist, eng ist und wir in
Schlange standen. Ein,
zwei Stellen am Steig sind zumindest mit angeschnallten Steigeisen, nicht so
einfach.


Der Steig selbst ist gut gesichert und verfügt
über neue Stahlseile und intakten Felsverankerungen.
Die letzte Kurve im Steig. Ich konnte bereits den
Taschachferner vor mir sehen. Andreas nahte die letzten Meter am Klettersteig.

Hüftgurt anlegen, Seil einhängen
und weiter über den Taschachferner. Ein großer Schritt über die unschwierige
Randspalte und am Anfang leicht ansteigend über den Gletscher.

Über eine Rechtskurve, steiler aufsteigend und an
einer Spaltenzone vorbei.


Links konnten wir bereits den Fels und Eisgrat der
Wildspitze als eine Möglichkeit des Gipfelaufstiegs sehen. Über den Gletscher
unterhalb vorbei und in fast gerade Linie den Gipfelaufbau unterhalb des
Gipfelkreuzes anpeilend.

Der Aufstiegsspur bis links zum Fuße des
Blockwerks am Gipfelaufbau weiter folgend.

Über ausgetretenen Pfad den Spuren nach über die
zum Teil rutschigen, nassen Steine und Lehmreste nach oben die letzten Meter zum
Kreuz. Die letzte Stelle um einen größeren Block herum und wir befanden uns am
Ziel auf fast 3.800 m.

Trotz der eingeschränkten Fernsicht, blickten wir
vom höchsten Gipfel der gesamten Gegend auf ein tolles Panorama.

Links vom Felsgrat verdeckt das Mitterkarjoch und
das Tal vom Aufstieg.

Rechts der andere Zugang zum Gipfel über den sehr
schmalen Firngrat, der zu beiden Seiten sehr steil abfällt.

Vor uns der Taschachferner der in mehreren Stufen
abfällt. Nach einer halben Stunde, gegen halb 12 auch hier
leider wieder absteigen.

Wir stiegen über den Felsgrat vom Aufstieg ab und
folgten unseren Spuren über den Gletscher.

Wir sahen größere
Gletscherspalten, die „fast bis nach China“ reichen, die große Randspalte und
aufgetürmte kleine Seracs am Übergang vom Steil- in den Hängegletscher.

Auf dem schmalen Firngrat des anderen Zugangs
mehrere Seilschaften wie kleinere Perlenschnüre.
Den Einstieg vom Klettersteig
erreichend, schnallten wir dieses Mal unsere Steigeisen ab, setzten die Helme
auf und sicherten uns – wie eigentlich üblich – mittels Klettersteigset den Klettersteig hinunter. Hier unterhielten wir uns bereits darüber, wie wir an der
Stelle nach dem quer gespannten Stahlseil absteigen sollten. Am Ausstieg des
Klettersteigs hatten wir Glück.
Vor uns eine Gruppe von geführten
Bergfreunden, die der Reihe nach von Ihrem Bergführer den Gletscher hinunter
abgeseilt wurden. Wir konnten uns freundlicherweise mit einreihen. Kurz bevor es
für uns hinabging, lösten sich von oben wieder ein paar größere Steine. In der
Falllinie am Bergseil eine Frau die Ihre Mühe hatte, den auf sie schnell
zukommenden Steinen auszuweichen. Schnell am steilsten Stück des Gletschers
abgeseilt, konnten wir den Rest unschwierig bis zu den Steinen absteigen.

Hier der Blick zurück auf das Mitterkarjoch mit
der stark steinschlaggefährdeten Einstiegsstelle in den Klettersteig.
Die Steigeisen abschnallend
machten wir uns nach kurzer Rast an das letzte Wegstück zur Breslauer Hütte.
Eine Stunde später genossen wir unser Gipfelradler in der Hütte und begaben uns
wenig später in Richtung Bergstation des Stableinliftes. Bis zur letzten Fahrt
hatten wir noch reichlich Zeit, dank unserem frühen Start am Morgen. Das Wetter
wurde zunehmend schlechter. Der Wind frischte auf, es fing an zu kriseln und
wenige Höhenmeter tiefer, begann es leicht zu regnen. Es wurde zunehmend diesiger.
Wir bedauerten ein wenig die Bergfreunde, die uns entgegen kamen und morgen
bei weitem nicht so gute Bedingungen wie wir haben sollten. Wir freuten uns über
unseren Gipfelerfolg und so war uns der leichte Regen egal. Wir erreichten die
Bergstation vom Lift und konnten direkt ohne Wartezeit abfahren.
Eine wunderschöne Tour war zu Ende. Für diese Tour
sollten 2 Tage geplant werden.
Versorgung und Nächtigung auf der
Breslauer Hütte können wir durchaus empfehlen. Wir finden diese Tour sehr
empfehlenswert, technisch bis auf eine Stelle am Mitterkarjoch nicht wirklich
schwierig, leicht überlaufen, aber abwechslungsreich. Bergwandern, Klettersteig
und Gletscherbegehung in einer Tour.
Zurück zum Anfang |