Kurzbeschreibung 2 Tagestour
Die Anfahrt erfolgt über die Staatsstrasse SS40 Meran in Richtung
Rechenpass. Abbiegend in Graun im Vinschgau direkt am Reschensee erfolgt die
Weiterfahrt in Richtung Melag, wo die Strasse endet. Rechtzeitiges erscheinen
sichert einen der wenigen Parkplätze. Ansonsten ist es möglich am Fahrbahnrand
sein Fahrzeug abzustellen. Ab Melag erfolgt der Zustieg zur Hütte über den Weg
Nr. 3 (Höhenweg) oder Weg Nr. 2, über den 2007 angelegten Gletscherlehrpfades.
Bis zur Hütte ca. 2 Stunden im Aufstieg. Hinter der Hütte befindet sich der
Richterweg Nr. 20 für den Zustiegsweg zum Gepatschferner. Leicht abenteuerliche
Sicherungen begleiten den Zustieg hinauf zum Einstieg in den Gletscher. Direkt
beim Einstieg in Gletschers erfolgt der weitere Zustieg in den Richtersteig
links in die Wand hinauf bzw. kann der Weg auch weit ausholend rechts über die
Gletschersteilstufe gewählt werden. Lang und mit kaum Höhengewinn erstreckt sich
der Gletscherweg bis zum Gipfelkreuz hinauf. WICHTIG: Zu
unserem Zeitpunkt war der Gletscher mit zahlreichen VERSTECKTEN Spalten übersät.
Der Vorsteiger sollte gute Kenntnisse im Erkennen und Auswerten der Schnee- und
Eisfelder besitzen. Der Abstieg erfolgt parallel zum Aufstieg.
Bergwertung |
Höhenmeter |
Ausgangspunkt |
Einkehrmöglichkeiten |
Kondition: ausdauern |
Gesamt ab Parkplatz Melag:
1.626 HM |
Parkplatz in Melag |
Weißkugelhütte 2.557m |
Schwierigkeit: im Richtersteig Trittfest,
zum Zeitpunkt 2013 viele versteckte Spalten im Gletscher |
Ab Hütte: 969 HM |
Talschluss in Langtaufers |
Eine urige und alte Hütte, mit einer sehr netten
Hüttenwirtin! |
Wege und Anlagen: Spaltengefahr akut / nur mit kompletter
Gletscherausrüstung unbedingt empfohlen |
Dauer bis Hütte: 2 Stunden
ab Hütte: 3,5 - 4 Std. |
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Ausführliche Beschreibung dieser Tour
1.Tag
Anfahrt über das Tal Melag bis zum Ende der
Fahrstrasse. An unserem Tourentag waren die wenigen Parkplätze hoffnungslos
überfüllt und wir parkten außerhalb am Straßenrand. Endlich unterwegs zur
langersehnten Tour zur Weißseespitze.
Den Hinweis im Bergführer - längste Gletschertour in Südtirol - immer präsent. Wir kommen später darauf zurück.
Schnell noch ein Foto und dann gingen wir die ersten Meter entlang der Strasse.
Vom Parkplatz aus der Ausschilderung zur Melager Alm folgen. Dabei immer links
vom
Karlinbach halten.
Wenige hundert Meter hinter der Ortschaft war der Wanderweg wegen
Steinschlaggefahr gesperrt. Der Interimsweg führt unweit parallel entlang.
Wir folgten dem eigentlich gesperrten Weg vorbei an einer Steinmännchensiedlung
und waren nach wenigen hundert Meter heraus aus dem gesperrten Wegabschnitt.
Wenige Meter aufsteigend dabei steig mit dem Blick zum Karlinbach. Kleine
Wasserfälle
wechselten sich mit interessanten natürlich gestalteten Felsformationen im Fluss
ab.
Nach der Brücke über den Valgin Bach zweigt der Weg nach links (Weg Nr 2) ab.
Nun führen Serpentinen in stetiger Steigung, teilweise steiler bis auf ca. 2.300
m aufwärts.
Anschließend folgt eine erholsamer Abschnitt mit längeren nur ganz mäßig
steigenden
Wegstücken.
Am Hinweisschild "25 min bis zur Hütte" entlang.
Diese sind aber 25 lange Minuten, man sollte eher 45 Minuten einplanen :-)
Über eine wacklige Holzbrücke bis zur Wegkreuzung mit dem Weg 1a.
Vorbei an einem gelben Hinweisschild mit Telefonhörer, das im Aufstieg nicht die
notwendige Beachtung verdient. Ab hier nämlich bis einschl. der Hütte keine
Funkverbindung. Kein Netz mehr!
Danach noch ein paar Gehminuten.
Kurz vor der Hütte steiler aufwärts bis zur
urigen
Weißkugelhütte.
Die Hütte hat ihr altes Flair erhalten und soll - sofern die Finanzen geklärt
sind -
komplett neu gebaut werden. Bilder des geplanten etwas futuristischen Neubaus
hängen
im Flur aus. Termin aber leider offen. Vielleicht nach der nächsten Wahl..
Vielleicht
zu Weihnachten :-) ...jedenfalls nichts konkretes.
Teilweise beengt,
jeder Türstock zu niedrig, der Gastraum mit altertümlichen Speisenaufzug ...
... aber das tut unsere guten Laune
keinen Abbruch und wir konnten uns wohlverdientes Bier genießen!
"nur kaltes Wasser" , nur Lager..,
aber der Charme der Hüttenwirtin, die fantastische Aussicht machen diese
vermeintlichen Nachteile
- für uns verwöhnte "Hüttenschläfer" mehr wie wett. Das Abendbrot macht als
3-Gang-Menü nur eines,
einen vollen Bauch und verwöhnte uns sehr.
Trotz wenig Schlaf, der volle Bauch :-) und leider wieder einmal ein starker
Schnarcher der später in das Lager hinzukam
(wieder die Ohropax??? vergessen :-) ) schälten wir uns kurz nach 5 Uhr aus den
Betten.
2. Tag
Nach zeitigen Frühstück gg. 05:30 machten wir uns kurz nach 06:00 auf den Weg.
Der Richterweg Nr. 20 - Beginn direkt nach der Hütte - führt lange Zeit mit
wenig Höhengewinn
- einige Male über Bäche und Restschneefelder - entlang des Tals.
Dabei können wir immer den Ausblick auf die rechts liegende Weißkugel
genießen.
Der gesamte Richterweg bis zum Gletscher ist aufgrund der Steilheit des
Berghanges durchweg
Steinschlaggefährdert und stellt objektiv eine größere Gefahr dar wie der
gesperrte
Wegabschnitt am 1. Tag. Schließlich kommen wir dem bereits aus der Ferne sichtbaren Felsspalt näher. Der
Weg führt
nicht wie gedacht mitten durch sondern außen vorbei.
Einige seilgesicherte Wegstellen geben vermeintliche Sicherheit. Leider sind die
exponierten Stellen oft nicht gesichert, sondern vielmals harmlosere
Wegabschnitte
(bei schnee- und eisfreien Weg) gesichert und dabei sind viele Sicherungen
bereits defekt.
Aufgrund der guten Verhältnisse aber für uns insgesamt kein Problem.
Der Weg und die Seilsicherungen haben insgesamt schon bessere Tage gesehen und
man
hat das Gefühl das die komplette Weganlage dem Verfall preisgegeben ist.
Nach den harmlosen seilgesicherten Wegabschnitten folgt ein kurzer ebenfalls
gesicherter
Abschnitt - leider mit 2 defekten Felsankern - der zwar eben, aber in einem
nahezu senkrechten
Wandstück verläuft. Sollte hier noch 1 Anker herausreißen hilft nur kurz
anseilen.
Auch so muss man sich kräftig in das eigentlich als Sicherung gedachte Stahlseil
hängen.
Wenig später steht man nahe am Gletscherabbruch.
Kurz irritiert, da der Weg hier scheinbar endet und der direkte Weg aufgrund der
Ausgesetztheit
der nächsten Meter sehr schwierig erscheint.
Doch beim Blick zurück sahen wir die übersehende Wegmarkierung
Von hier führt ein einfacher und gut gesicherter Klettersteig nach oben zur
Anseilstelle.
Noch ein paar Schritte durch Geröll und Blockwerk. Teilweise sind die
Markierungen schlecht
zu finden. - Deshalb einfach etwas rechts halten und nicht zu weit in den
steileren Berghang
nach links steigen.
Nach dem übliche Prozedere (Anlegen Gletscherausrüstung) die ersten Schritte.
Leider übersahen wir erneut, dass der Richterweg nach ca. 100 m auf dem Gletschern
nach links in den
Felsen und ...
... von da nach oben bis hinter den Steilaufschwung führt.
Die Aussicht war zu verlockend!!!!
Hier Frank rückblickend mit der der grandiosen Weisskugel.
Der "Grund" für viele derartige Touren. Großartige Natur und auch bei größter
Anstrengung die
Aussicht geniessen.
Naja..., Andreas, die ganze Zeit vor mir, war genervt von mittlerweile vielen
Teileinbrüchen in
Spalten. Ich durfte voran gehen :-) (Siehe Rückweg, als ob das Helfen würde)
Noch weit vor uns eine 10-Seilschaft die wir bald einholen sollten.
Wir überlegten nur kurz ob wir diese langsamere Seilschaft überholten sollten.
Wegen der festgetretenen Spur von 20 Füssen und der erheblichen
Spaltensturzgefahr
verwarfen wir diese Gedanken schnell.
Der Bergführer am Beginn der Seilschaft vor uns, wich einmal nach links, dann
nach rechts aus,
sondierte den Schnee und brach etliche Male selbst bis zur Hüfte ein.
Das erste Mal das wir das Gipfelkreuz noch in der Ferne sehen und nicht nur
erahnen konnten.
Die Weißseespitze in greifbarer Nähe. Aber auch auf den letzten Metern mussten
wir noch einer
riesigen Spalte - die sich hunderte von Metern vom schneebedeckten Nachbargipfel
hinzug -
ausweichen. Wieder sondierte die Seilschaft vor uns das Terrain und legte den
Weg fest.
Endlich oben!
Die Aussicht überwältigend! Hier
der Blick über den Gepatschferner zur Weißkugel.
Auf der anderen Seite in das
Langtaufertal mit dem Reschensee.
Bergblicke die entschädigen.
Nach einer kleinen Rast musste es
wieder zurück gehen. Wir beeilten uns, da wir noch vor der grossen Seilschaften
in den Gletscher einsteigen wollten.
Andreas im Abstieg vor mir legte ein ordentliches Tempo vor. Nun wieder in
2-Seilschaft legten
wir noch größeren Wert auf das Erkennen und Umgehen von Spalten. Die Wolken
wurden zahlreicher aber keine Regenschauer in Sicht.
Ich ging genau in seinen Fusstritten. Knack.. das erste Mal bis zur Hüfte in der
Spalte.
Hundert Meter später .. Knack das zweite Mal und keine hundert Meter später
hielt mich nur das Seil
von einem Spaltensturz. Nur noch Kopf und Schultern ragten über den Spaltenrand.
Zum Glück war
das Seil straff und hielt. Andreas zog vorn am Seil und ich haute mit dem Pickel
vor mir in das Eis
und stemmte die Steigeisen in das Eis hinter mir. Ich kroch heraus und griff nur
einen halben Meter
vor mir wieder in ein Loch. Zum Glück hielt die Schnee-Eisbrücke jetzt direkt
unter mir.
Ein Blick zurück. Oh... eine Spalte gefühlt bis nach China oder Australien Was
ist unten? :-)
Jetzt war ich etwas genervt und stellte mir die Frage, wo ist die nächste
"blöde" Spalte
in die trete? Wir umgingen weiter etliche kleinere Spalten und kamen in die Nähe
von riesigen
Löchern (das waren doch keine Spalten mehr)...selbst das gleiche Gewicht (von
uns) ist keine Garantie
das der Nachgehende nicht in eine Spalte tritt.
DDer
Blick in eine kleine und gut sichtbare Spalte.
Endlich am Ende des Gletschers. Gemeinschaftliches Grinsen.
Beim Ablegen der Ausrüstung tranken wir unseren kleinen Feigling. Eigentlich das
Gipfelschnäpschen
dessen Genuss wir aber an das Ende des Gletschers "vertagt" hatten.
Der Weg zur Weißkugelhütte noch weit.
Mittlerweile floss in den Bergbächen wesentlich mehr Wasser wie auf dem Hinweg.
Manchmal half nur ein kurzer Sprung.
Die Hütte erreicht. Wir freuten uns auf das späte Mittagessen (17:30)
Gesättigt konnten wir letzten 600 Hm im Abstieg unter die Füsse nehmen./font>
FAZIT
Eine wunderschöne Bergtour mit einer großartigen Bergkulisse und einer urigen
Hütte. Die Größe des Gletschers ist schon erheblich. Ohne Seil und ohne Partner
ist der Weg über den Gletscher nicht zu schaffen. Etliche Spalten und viele
davon, die wir nicht im Vorfeld erkennen konnten. Für uns - mit bereits einigen
Gletscherbegehungen - eine neue und teilweise gefährliche Erfahrung. Unsere
2-Seilschaft war auf dem Gletscher zu diesem Zeitpunkt bereits grenzwertig bzw.
diese Tour sollte nur von erfahrenen Gletscherbegehern durchgeführt werden.
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